Xiaomi SU7: Selbstständiges Anfahren sorgt für Sicherheitsdebatte – Was steckt dahinter?
Ein ungewöhnliches Ereignis erschüttert die Welt der Elektroautos: Ein Xiaomi SU7 fuhr in China von selbst los. Dieses seltsame Phänomen, das Ende September 2025 in Shandong beobachtet wurde, löste auf Social Media eine Welle der Empörung und Besorgnis aus. Die Frage nach der Sicherheit vernetzter Fahrzeuge und der Zuverlässigkeit autonomer Fahrfunktionen rückt damit erneut in den Fokus.
Der Vorfall: Ein autonomes Parkmanöver mit Folgen
Der Vorfall ereignete sich, als der Besitzer eines Xiaomi SU7 sein Fahrzeug vor einem Geschäft abgestellt hatte. Ohne erkennbaren Fahrer setzte sich der elegante elektrische Limousine plötzlich in Bewegung und fuhr die Straße entlang. Ein Passant fing die Szene mit seinem Smartphone ein und das Video ging viral. Es zeigt eindrücklich, wie das Fahrzeug scheinbar von Geisterhand gesteuert wurde und zunächst Verwunderung, dann aber auch Sorgen auslöste.

Die offizielle Erklärung und die Zweifel
Laut dem Besitzer wurde das System für das ferngesteuerte Einparken (Remote Parking Assist) aktiviert, obwohl niemand den Befehl dazu gab. Er befand sich zum Zeitpunkt des Vorfalls im Inneren eines Geschäfts. Xiaomi, der Technologiegigant, der sich nun auch als Automobilhersteller etabliert hat, hat eine Erklärung geliefert. Das Unternehmen führt das ungewollte Anfahren auf eine versehentlich gesendete Fernanweisung von einem iPhone 15 Pro Max zurück, das mit dem Nutzerkonto des Besitzers verknüpft war.
Xiaomi betonte, dass es sich nicht um einen Defekt am Fahrzeug handele, sondern um eine externe Auslösung über die App. Der Besitzer selbst bestreitet jedoch, sein Smartphone zu diesem Zeitpunkt bedient zu haben. Diese Diskrepanz nährte die Skepsis und die Forderung nach vollständigen Betriebsdaten anstelle von nur teilweisen Protokollen wurde laut.
Nicht der erste Anlass zur Sorge: Vergangene Probleme des Xiaomi SU7
Der Xiaomi SU7, der Anfang 2024 auf den Markt kam und sich schnell mit über 350.000 verkauften Einheiten im Jahr 2025 großer Beliebtheit erfreut, ist nicht unumstritten.
Tragischer Unfall im März 2025
Bereits im März 2025 ereignete sich ein schwerer Unfall auf der Autobahn Dezhou-Shangrao in Anhui. Drei Studentinnen kamen ums Leben, als der SU7, der sich im intelligenten Assistenzmodus (NOA) befand, mit 97 km/h gegen eine Betonbarriere prallte. Eine späte Warnung vor Hindernissen in einer Baustelle soll zu dem Unglück geführt haben, woraufhin sich das Fahrzeug entzündete.
Rückrufaktion wegen Problemen mit dem Autopiloten
Dieser Vorfall führte im September zu einer Rückrufaktion für 117.000 Fahrzeuge. Grund dafür waren angebliche Mängel bei der Erkennung von Risiken durch den Autopiloten der Stufe 2. Eine obligatorische Softwareaktualisierung über die Luft (OTA) sollte das Problem beheben.
Die Debatte um die Technologie: Vernetzung, Sicherheit und Regulierung
Die Erklärung von Xiaomi bezüglich des iPhone-Vorfalls stieß auf Skepsis. Die Vorstellung, dass ein externes Gerät, das möglicherweise nicht einmal in der Nähe war, das System ohne Fahrer aktivieren kann, wirft Fragen auf. Experten für autonome Mobilität weisen auf die Vulnerabilität von App-Integrationen und Cloud-Verbindungen hin. Theoretisch könnten Interferenzen oder sogar Hacks solche Befehle simulieren.
In China wurden die Vorschriften für ADAS (Advanced Driver-Assistance Systems) verschärft. So sind schnellere Warnungen und eine ständige Überwachung der Systeme vorgeschrieben, da diese noch keine vollständige Autonomie bieten.
Weitere Vorfälle und ein Blick in die Zukunft
Zusätzlich gibt es Berichte über Probleme mit den Bremsen des SU7 Ultra in Testläufen sowie über den Diebstahl von Komponenten. Dies lässt die Frage aufkommen, ob Xiaomi seine Expansion im E-Auto-Markt zu schnell vorantreibt, ohne die Technologie ausreichend ausgereift zu haben. CEO Lei Jun hat bereits tiefes Bedauern über frühere Unfälle geäußert und Kooperationsbereitschaft mit den Behörden signalisiert.
Fazit: Innovation versus Vorsicht im Zeitalter der intelligenten Mobilität
Der Vorfall, bei dem ein Xiaomi SU7 von selbst anfuhr, wirft wichtige Fragen für Verbraucher auf: Wie sicher sind die Fernsteuerungsfunktionen in vernetzten Autos wirklich? Sollten solche Aktivierungen durch biometrische Daten oder eine genaue Geolokalisierung abgesichert werden? Dieses Ereignis lädt zu einer Reflexion über das Spannungsfeld zwischen technologischem Fortschritt und notwendiger Vorsicht ein. Während Xiaomi die Situation aufklären muss, steht die chinesische E-Auto-Branche unter Druck, die Sicherheit über reine Verkaufszahlen zu stellen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob solche Vorfälle zu strengeren globalen Regulierungen führen und wie sich die Zuverlässigkeit von autonomen Fahrfunktionen weiterentwickeln wird.